Sonntag, 4. Januar 2009

Wohnen in Damaskus

Die erste Nacht wird man wahrscheinlich im Al Haramein Hotel im Souq Sarouja verbringen. Falls dies voll sein sollte empfiehlt sich das Al Rabie gleich nebenan.

In Bab Touma vermieten syrische, meist christliche Familien Zimmer mit mehr oder weniger Familienanschluss für ca. 5000 SYP pro Monat (ca. 100 USD). Man ist mehr zahlender "Gast" als Teil einer "Gastfamilie". Das Level der Integration in die Familie hängt selbstverständlich von der Familie, der Aufenthaltsdauer und einem selber ab. Viele Familien sprechen kaum Fusha. Besuche syrischer Freunde sind meist nicht möglich. Besuche von Ausländern des jeweils anderen Geschlechts erregen meist keine Aufmerksamkeit. Ein Zimmer in Bab Touma ist sicher die einfachste Möglichkeit eine Unterkunft zu finden. Die Zimmersuche gestaltet sich vergleichsweise einfach. Die meisten "Onkel Ahmed Lädchen" (in Ahnlehnung an "Tante Emma Laden", nur kleiner) können einem den Weg zu Vermietern zeigen. Sonst sind ausländische Bekannte eine gute Quelle. Auch das Hotel Al Haramein vermittelt Zimmer in Bab Touma, nimmt dafür allerdings eine Kommission vom Vermieter. Die meisten Ausländer wohnen eine Zeitlang in Bab Touma bevor sie in eine WG in einem anderen Stadtteil ziehen. Manche Vermieter sind sehr geschäftstüchtig und bezahlen mit den Mieteinnahmen der Ausländer ihrer Tochter eine Nasenoperation.

Nachtrag Sommer 2004: Inzwischen verlangen viele Vermieter 6000 SYP pro Monat, etwa 100 EUR. Dadurch dass Damaskus immer beliebter zum Spracherwerb ist können Wohnungsengpässe in den Sommermonaten nicht ausgeschlossen werden.

Eine Wohngemeinschaft, ob als pure Ausländer WG oder gemischt mit syrischen Studenten ermöglicht ein freieres und unkontrollierteres Leben als in Bab Touma. Eine Wohngemeinschaft mit syrischen Studenten erlaubt Einblicke in die syrische Gesellschaft und erleichtert den Spracherwerb beider Parteien. Dies geht mit einer Erweiterung der schauspielerischen Fähigkeiten einher, wenn die Bedeutung unbekannter Ausdrücke erklärt wird. Geschlechtlich gemischte WGs sind meist möglich, dies hängt sowohl vom Vermieter als auch vom Stadtviertel ab. Entweder steigt man eine bestehende WG ein oder man gründet eine. Die Wohnungssuche kann frustrierend sein. An der Uni gibt es kein Schwarzes Brett mit Wohnungsanzeigen wie man es aus Deutschland gewohnt ist. Man findet Wohnungen meist über Hörensagen oder indem man in Geschäften im gewünschten Viertel fragt oder über Aushänge in den Kulturzentren (v.a. dem französischen). Einige Kostenlos- Anzeigenblätter veröffentlichen Wohnungsanzeigen. Sonst bleibt nur der Makler im gewünschten Viertel inklusive seiner üppigen Kommission. Die Höhe der Kommission ist verhandelbar!

Es ist praktisch möglich (offiziell jedoch nicht) im Studentenwohnheim in Mezzeh zu wohnen. Man wohnt sehr nah an der Uni, hat sehr engen Kontakt mit syrischen Studenten und zahlt eine sehr geringe Miete, verzichtet dafür aber auf Komfort, Privatsphäre und Schlaf. Diese Option erfordert einiges an Durchhaltevermögen um die Erlaubnis zu erhalten, die zuständigen Stellen erst zu finden und dann von diesem Vorhaben zu überzeugen.

Beachten sollte man ob eine Waschmaschine vorhanden ist, ob und wie die Dusche und das Zimmer beheizt sind (die Winter sind sehr kalt) und ob die Miete mehrere Monate im Voraus bezahlt werden muss und welche Nebenkosten anfallen (z.B. Öl im Winter für den Ofen). Außerdem sollte der Vermieter nach der exakten Adresse befragt werden (oft unersichtlich), damit man diese dem "Wezira Hejra ua al Jawwazaat" für die Iquama oder die Verlängerung des Visums angeben kann. Ich habe mich nie polizeilich (bei der Polizeistation des Stadtviertels) melden müssen, nur bei der Ausländerbehörde ("Wezira Hejra ua al Jawwazaat").

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